Desiderata Neukantianismus-Forschung III
Wissenschaftsphilosophie im Neukantianismus
Ansätze – Kontroversen – Wirkungen
Wien, Do. 29. November 2012 – Sa. 01. Dezember 2012
Themenbeschreibung:
Dies ist die dritte von insgesamt vier
Tagungen zu Desiderata der Neukantianismus-Forschung, die in
Zusammenarbeit zwischen Christian Krijnen, Tomasz Kubalica, Andrzej J.
Noras, Marc de Launay, Kurt Walter Zeidler, Massimo Ferrari und
Pierfranscesco Fiorato in den Jahren 2011 bis 2013 in Ustroń, Paris,
Wien und Turin stattgefunden haben bzw. noch geplant sind.
Die
Tagung Wissenschaftsphilosophie im Neukantianismus nimmt sich eines
Kernthemas des neukantianischen Philosophierens an, für das der
Neukantianismus von seinen Anfängen bis heute ebenso sehr gerühmt wie
gescholten wird. Die Philosophie der Wissenschaften hat, ausgehend von
der Kantrezeption und der Abgrenzung vom spekulativen Idealismus sowie
vom zeitgenössischen Empirismus und Materialismus bis hin zur
systematischen Auseinandersetzung mit der logizistischen und
empiristischen Wissenschaftstheorie im 20. Jahrhundert, das Profil und
Selbstverständnis des Neukantianismus maßgeblich geprägt. Die
Orientierung am ‚Faktum der Wissenschaft‘ hat nicht nur die Marburger
Schule und ihr spezifisches Verständnis der ‚transzendentalen Methode‘
als Grundlegung der exakten Wissenschaften (Mathematik und Physik),
sondern das Selbstverständnis aller Richtungen des Neukantianismus
bestimmt: sie diente entscheidend der akademischen Profilierung des
Neukantianismus als ‚wissenschaftliche Philosophie‘, da sie erlaubte,
alle anderen Wissenschaften – und in weiterer Folge auch alle sonstigen
‚Fakta‘ der Kultur – als genuine Themen der Philosophie zu reklamieren.
Waren die beiden ersten Tagungen des Tagungszyklus Marburg versus Südwestdeutschland (Ustroń 2011 www.neukantianismus.us.edu.pl) und Der Begriff der Geschichte im Marburger und südwestdeutschen Neukantianismus und seine Aktualität (Paris 2012 http://sites.google.com/site/neukantianismusforschung/home)
vor allem der Diskussion der Differenzen zwischen den beiden
Hauptschulen des Neukantianismus gewidmet, so weitet die dritte Tagung
den Blick über die Grenzen der beiden Hauptschulen, da ihnen
herausragende Vertreter neukantianischer Wissenschaftsphilosophie wie O.
Liebmann, A. Riehl und R. Hönigswald nicht angehören. Zudem erlaubt und
verlangt das Thema Wissenschaftsphilosophie im Neukantianismus
Seitenblicke auf die vielfältigen Bezüge des Neukantianismus zu den
Einzelwissenschaften, deren Ausdifferenzierung und beeindruckende
Dynamik die Philosophie auch aktuell vor Probleme stellt, mit denen
bereits der Neukantianismus zu ringen hatte. Ziel der Tagung ist es, die
unterschiedlichen wissenschaftsphilosophischen Ansätze der Neukantianer
herauszuarbeiten und mit Bezug aufeinander oder auch mit Blick auf
alternative Konzepte zu evaluieren.
Die Tagung ist öffentlich zugänglich. Interessenten bitten wir jedoch
um Anmeldung bei Kurt Walter Zeidler
(kurt.walter.zeidler@univie.ac.at), der auch für alle organisatorischen
Fragen zur Verfügung steht. Ausführliche und jeweils aktualisierte
Hinweise auf http://homepage.univie.ac.at/kurt.walter.zeidler/NK.htm
Die Veranstalter
Christian Krijnen (Tilburg/Amsterdam)
Kurt Walter Zeidler (Wien)
Die Tagung wird finanziell ermöglicht durch
NWO – Niederländische Organisation für wissenschaftliche Forschung
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft, Universität Wien
Programm
Donnerstag, 29. Nov. 2012 (Seminarraum des IERM am Campus der Universität Wien)
09.15-09.30 Begrüßung
09.30-10.30 Christian Krijnen (Tilburg/Amsterdam) – Transzendentaler Idealismus und empirischer Realismus
10.30-11.30 Friedrich Stadler (Wien) – Kant-Lektüren im Wiener Kreis – Wissenschaftsphilosophie im Neukantianismus: Variationen und Interpretationen
11.30-12.00 Kaffeepause
12.00-13.00 Tomasz Kubalica (Kattowitz) – Die naturwissenschaftliche Begriffsbildung und ihre Grenzen bei Heinrich Rickert
14.30-15.30 Kurt Walter Zeidler (Wien) – Begriff und ‚Faktum‘ der Wissenschaft
15.30-16.00 Kaffeepause
16.00-17.00 Werner Flach (Würzburg) – Die Artikulation der Wissenschaftsphilosophie im Werk Bruno Bauchs
17.00-18.00 Michael Friedman (Stanford/CA) – Ernst Cassirer and Thomas Kuhn: The neo-Kantian Tradition in History and Philosophy of Science
Freitag, 30. Nov. 2012 (Institut für Philosophie, NIG/Hs. 2i)
09.00-10.00 Michael Heidelberger (Tübingen) – Das Problem der Kontingenz in der Südwestdeutschen Schule
10.00-11.00 Gregor Schiemann (Wuppertal) – Hermann von Helmholtz’ Kantkritik
11.00-11.30 Kaffeepause
11.30-12.30 Massimo Ferrari (Turin) – Neukantianismus und Relativitätstheorie
14.00-15.00 Christian Thiel (Erlangen) – Zählen, Zahl und Arithmetik bei führenden Neukantianern
14.00-15.30 Kaffeepause
15.30-16.30 Volker Peckhaus (Paderborn) – Das Erkenntnisproblem und die Mathematik. Zum Streit zwischen dem Marburger Neukantianismus und dem Neofriesianismus
16.30-17.30 Stanley L. Paulson (Kiel/St. Louis) – Die Verwissenschaftlichung des Rechts. Hans Kelsens ‚nomologische Normativitätsthese‘
Samstag, 1. Dez. 2012 (Institut für Philosophie, NIG/Hs. 2i)
09.00-10.00 Uwe Wolfradt (Halle/Saale) – Neukantianismus und Psychologie: Ein kritisches Verhältnis und die Konsequenzen
10.00-11.00 Peter-Ulrich Merz-Benz (Zürich) – Soziologie als Erkenntniskritik - Zur Genesis der Soziologie aus der Philosophie des Neukantianismus
11.00-11.30 Kaffeepause
11.30-12.30 Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Wien) – Die Stellung der Pädagogik im System der Wissenschaften. Zu Jonas Cohn, Paul Natorp und Richard Hönigswald
12.30-13.00 Schlußdiskussion